Die Schokoladenstadt Saalfeld
17 km - 320 Hm - Saalfeld-Kötitz-Bohlen-Gleitsch-Obernitz-Saalfeld mit Stadtgang
Die Stadt an der Saale zählt mit ihrer über 1100-jährigen Geschichte zu den ältesten und schönsten Städten Thüringens. Saalfeld liegt im Tal der Saale, die der Stadt einst ihren Namen gab, in etwa 235 Metern Höhe. Der historische Stadtkern ist geprägt vom Renaissance-Rathaus mit seiner kunstvollen Fassade, alten Patrizierhäusern mit aufwendigen Giebeln, Torbögen und Erkern.
Seit Kaiser Friedrich I. Barbarossa um 1180 Saalfeld an der Saale als Reichsstadt gründete, musste sie auch geschützt werden. Dazu wurde eine Stadtmauer aus Natursteinen errichtet, die bereits um 1250 den noch heute sichtbaren Verlauf hatte. Sie besaß etwa 37 Wehrtürme, Zinnen und Schießscharten und war vermutlich 6 - 8 m hoch. Die stadtauswärts senkrecht abfallende Mauer war größtenteils von einem Graben umgeben; innen verlief ein hölzerner Wehrgang.
Fünf Tore gewährten Ein- und Auslass: das Obere Tor, das Niedere Tor, das Saaltor, das Darrtor und das Blankenburger Tor. Vier von ihnen hatten über den Stadtgraben hinweg Vorbefestigungen. Die Haupttore wurden von Torwächtern bewohnt. Sie hatten mit dem ersten Tageslicht die Tore zu öffnen und zur Dunkelheit zu schließen. Sie mussten außerdem Zoll erheben und Fremde befragen: nach der Aufenthaltsdauer, dem Grund ihrer Reise, dem Woher und Wohin. Kam jemand etwa aus einem Pestgebiet, wurde er nicht eingelassen. In den meisten Toren gab es auch Gefängnisstuben.
Als die Stadt wuchs und wuchs, brach man den Befestigungsring auf: erstmals 1701 für das Neue oder Schlosstor, denn Saalfeld war Residenz geworden und brauchte eine Verbindung zum Schloss. Schon 1830 wurde dieses Tor wieder abgerissen. Ab 1860 durften Saalfelder Bürger Teile der Stadtmauer kaufen. Sie bauten Häuser daran, ließen Pforten ein oder rissen sie weg. 1887 wurde das Niedere Tor abgerissen – als einziges der mittelalterlichen Stadt-portale. Einer der Wehrtürme fand Verwendung beim Bau des Schlösschens Kitzerstein. Heute ist noch etwa die Hälfte der rund zwei Kilometer langen Stadtbefestigung erhalten. Diese Mauerteile mit drei Wehrtürmen, originalen Zinnen und Schießscharten stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert.
Schokoladenstadt Saalfeld und ihr Pionier Ernst Hüther
1855 gründete der Berliner Kleinunternehmer André Mauxion in Saalfeld eine Confiserie. Damit beginnt die Geschichte der Saalfelder Schokoladenproduktion. 1901 entsteht dort das erste Werk. Die "Mauxion" konnte sich behaupten auf dem umkämpften neuen Schokoladenmarkt.
Am 5. September 1911 wurde die bisherige offene Handelsgesellschaft André Mauxion in Neumühle bei Saalfeld an der Saale in die Chocoladenfabrik Mauxion mbH umgewandelt; damit traten drei neue Gesellschafter ein, darunter der spätere Alleineigentümer Ernst Hüther (1880–1944). Die Brüder Mauxion zogen sich aus gesundheitlichen Gründen mehr und mehr aus dem Geschäft zurück. Am 28. Juni 1913 endete die Vertretungsbefugnis von Alfred Mauxion. Ernst Hüther übernahm die Unternehmensleitung und erhöhte am 12. November 1913 das von ihm eingebrachte Stammkapital von 100.000 Mark auf 330.000 Mark. Die Brüder Mauxion verließen zu diesem Zeitpunkt die Stadt Saalfeld und zogen zurück nach Berlin. Sechs Jahre nach seinem Eintritt in das Unternehmen Mauxion übernahm es Ernst Hüther 1917/1918 als Alleininhaber. Hüther stammte aus Pößneck in Thüringen.
Als großes Unternehmen wurde es 1948 in der sowjetischen Besatzungszone verstaatlicht. Anfang der 1950er-Jahre wurde die Schokoladenproduktion im VEB Mauxion wieder aufgenommen. Nachdem ab 1954 die Marke Mauxion in der DDR nicht mehr verwendet werden durfte, wurde die Schokoladenfabrik in Saalfeld 1955 in VEB Rotstern umbenannt. Das Werk in Saalfeld war die größte Schokoladenfabrik der DDR. 1966 erfolgte im Rahmen der Zentralisierung der DDR-Wirtschaft die Zusammenlegung des VEB Rotstern mit dem Werk Berggold Pößneck zum VEB Thüringer Schokoladenwerke. Geschichte – Rotstern Schokoladen GmbH & Co. KG (rotstern-schoko.de)
Im Januar 1991 übernahm Stollwerck die Schokoladenfabrik in Saalfeld. Das Werk liefert jetzt Schokolade unter den Marken Stollwerck, Sprengel und Waldbaur, während die Marke Mauxion nach wie vor bei Ludwig Schokolade produziert wird.
Lauben, Luxus, Leckereien - Die Schokoladenstadt Saalfeld - 3sat-Mediathek
Villa Bergfried und ein sehenswerter Park
Der Bauherr und Schokoladenfabrikant Dr. Ernst Hüther errichtete mit dem Dresdner Architekturbüro Lossow & Kühne auf einem etwa 20 Hektar großen Gelände eine prächtige Wohnanlage für sich und seine Familie. Nicht nur die Gebäude sind wertvolle Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts. Die Parkanlage ließ nahezu keine Wünsche offen: ein Japangarten zur Entspannung, ein Tennisplatz für die körperliche Gesundheit oder ein Golfplatz für gesellschaftliche Anlässe sind nur einige Besonderheiten des Anwesens.
1948 wurden die Hüther-Erben enteignet. Von 1949 bis 1992 erfolgte die Nutzung als Sanatorium durch verschiedene Träger. Seit 1998 verwaltet die Stadt Saalfeld Haus und Park Bergfried.
Der Bohlenberg
In der Flur von Obernitz ragt der Gleitsch als spitzer Sporn von Norden in das Saaletal und ändert somit den Lauf der Saale zu einer scharfen Biegung nach Süden, dann nach Westen und Norden. Der Berg bildet einen markanten natürlichen Punkt. Dort befindet sich die Teufelsbrücke mit einer nach Süden öffnenden Höhle. Hier wurden auch altsteinzeitliche Steinzeichnungen gefunden. Außerdem konnten Funde der späteren Bronzezeit geborgen werden. Über diesem Siedlungspunkt befand sich auf dem Gipfel eine Wallanlage mit einem Opferplatz. Der Abhang dieses Berges zur Saale hin bildet eine lange, etwa 120 Meter hohe Felswand, die sogenannte Bohlenwand. Die Bohlenwand ist in die Liste der Nationalen Geotope aufgenommen.
Die Bohlenwand - Blick an der Kronacher Straße
Blick von der Bohlenwand auf das Schokoladenwerk Stollwerck und in Richtung Saalebrücke
Obernitz war ursprünglich nur eine kleine Turmhügelburg. Das spätere Renaissanceschloss wurde auf Kellergewölben einer Vorgängeranlage erbaut. Es ist ein einfacher Bau mit mehreren Renaissancegiebeln. An der Südseite befindet sich ein viereckiger Turm mit barocker Haube. Im Hof steht neben der Einfahrt ein Wendeltreppenturm.
Das Schloss dient bis heute als Wohnhaus für mehrere Familien (seit 2004 im Besitz der Familie Clemm von Hohenberg) und steht derzeit für 600.000 Euro zum Verkauf.
Schloß und Kirche Obernitz - Im Hintergrund das NSG Bohlen
Quellenangabe: Text und Bild sind zum Teil Auszüge aus Wikipedia und Internet
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