Unterwegs im Naturpark Lüneburger Heide - August 2022

Der Naturpark Lüneburger Heide ist der erste Naturpark Deutschlands und zählt mit einer Fläche von 107.000 Hektar zu den größten Naturparken seiner Art. Herzstück bildet das 23.440 Hektar große und bis auf wenige Zufahrtsstraßen autofreie Naturschutzgebiet Lüneburger Heide, wo die größten zusammenhängenden Heideflächen Mitteleuropas liegen. Es sind aber nicht nur die Heideflächen, die dem Naturpark Lüneburger Heide einen besonderen Charme verleihen. Mystische Moore, frisch duftende Laubwälder, glasklare Heidebäche, seicht fließende Heideflüsse sowie die lebendigen Heidedörfern mit alten reetgedeckten Häusern und schützenswerten Hofanlagen machen den Naturpark Lüneburger Heide zu einem facettenreichen Landstrich. 

Aufgrund der unterschiedlichen Lagen, mal am Hang, mal Südseite, blühen die Heideflächen auch zu unterschiedlichen Zeiten, der Beginn ist fast nie gleich. Das sorgt dafür, dass auch schon Ende Juli blühende Heide zu finden ist und die letzten Blüten teilweise noch im Oktober gesichtet werden.

Die Behringer Heide -  eine sehr schöne kleine Heidelandschaft

Die Heidepflanze, die in der Lüneburger Heide vorrangig anzutreffen ist und ihre Landschaft prägt, ist die Besenheide – „Calluna vulgaris“. Sie wird häufig auch als Heidekraut bezeichnet. Die Besenheide ist die einzige Art der Pflanzengattung Calluna und gehört zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericacecae) und zur Ordnung der Heidekrautartigen (Ericales). Auch die Glocken-Heide (Erica tetralix) ist ein Heidekrautgewächs und in der Lüneburger Heide zu finden. Sie blüht meist schon kurze Zeit vor der Besenheide.

Die Heide ist ein Kraut, das viel, Pflege braucht. Ohne Pflegemaßnahmen vergrasen und verbuschen die Heideflächen und neu entstehende Wälder verdrängen die Heide. Die Beweidung mit Heidschnucken ist wohl die bekannteste Methode, die Heide zu pflegen. Die Schnucken verbeißen junge Bäume und verhindern so, dass sich Birken- und Kiefernwälder auf den Heideflächen ausdehnen können. Gleichzeitig pflegen sie auch die Heide. Die Heidepflanzen sollten auf einer Länge von 15 cm gehalten werden, um jung und dicht zu bleiben und um ihre Blütenpracht entwickeln zu können. Wird die Heide länger und älter, dann verholzt sie. Die Heidschnucken sorgen durch ihren Verbiss für einen jungen Austrieb. Und noch etwas bewirken die Schnucken: Sie zerstören die kleinen Spinnweben zwischen den Heidepflanzen und ermöglichen somit den Bienen einen freien Flug.

Heidschnucken - Landschaftspfleger am Twieselmoor

Heidschnucken- und Ziegenherde

In jeder Heidschnuckenherde sind auch Ziegen zu sehen. Sie unterstützen die Schnucken, da sie noch stärker die Pioniergehölze wie Birken und Kiefern verbeißen können.  Über 9.000 Heidschnucken in 13 Herden ziehen an 365 Tagen im Jahr durch die Heideflächen der Lüneburger Heide.

 


Bispingen:  Unser Basislager im "Heidehotel Rieckmann"

Bispingen liegt im Herzen der Lüneburger Heide und bietet die Möglichkeit die größten zusammenhängenden Heideflächen welche direkt am 223 km langen Heidschnuckenweg gelegen sind günstig zu Fuß oder mit dem kostenlosen Heideshuttle zu bewandern. Der Ort besitzt mehre Supermärkte, Sparkasse, Übernachtungen und Restaurants welche fußläufig in wenigen Minuten erreichbar sind.

Das "Heidehotel Rieckmann" liegt direkt neben der Kirche St. Antonius, wo sich auch die Haltestelle vom Heideshuttle Ring 1 befindet. Der Shuttle startet dort täglich um 09.56 Uhr im Richtung Oberhaverbeck. Dort sind auch mehre Umstiege in andere Ringlinien gegeben.

Die tägliche Grundlage unserer Wanderungen bildete ein reichhaltiges Sektfrühstück. 

Im Hintergrund unsere Hotelunterkunft


Schwindebeck: Schwindebecker Heide und Schwindebachquelle

Die Heide nahe des Örtchens Schwindebeck hat zwischen den angrenzenden Wäldern nur eine Ausbreitung von wenigen hundert Metern, zieht sich dafür auf sandigen Pfaden jedoch kilometerweit in die Länge. Die Wege führen auf den Feldherrenhügel, von wo aus sich ein toller Weitblick über die langgestreckte Schwindebecker Heide und die umliegende Landschaft bietet.

Der Name der Erhebung weist auf die frühere Nutzung als militärische Übungsfläche hin, als britische Panzer die Fläche in eine sandige Mondlandschaft verwandelten. Seit 1990 ist die Schwindebecker Heide ein gelungenes Beispiel für die Revitalisierung von Heideland- schaften. Durch die Schwindebecker Heide führt der Heide-Panorama-Wanderweg.

Heidelandschaft auf dem Heide-Panorama-Weg um Schwindebeck

Mit 60 Litern pro Sekunde ist die Schwindequelle nach der Rhumequelle im Harz die zweitwasserreichste Quelle Niedersachsens.

An einem gut zugänglichen Quelltopf kann man wunderbar sehen, wie das Wasser von unten her aus dem sandigen Grund drückt und dabei regelrechte Sandfontänen aufwirbelt und rötliche Eisenoxide sowie türkisfarbige Manganoxide ablagert. Das Quellwasser hat eine ständige Temperatur von ca. 9 Grad Celsius und friert auch im Winter nie zu. Das ist besonders wichtig für die heimische Tierwelt, die so auch im Winter einen zuverlässigen Wasserzugang findet.

Die Schwindequelle steht seit 1936 unter Naturschutz.

10 km - Schwindebeck-Schwindebecker Heide-Schwindebachquelle-Schwindebecker Heide-Luheauen-Schwindebeck


Behringen: Die Behringer Heide

Die Flächen der jetzigen Behringer Heide waren ein kleiner Teil des Manövergebietes, das nach dem 2. Weltkrieg im Rahmen des Soltau-Lüneburg Abkommens den englischen Truppen von der Bundesregierung zur Verfügung gestellt wurde. Erst 1994, nach Änderung der weltpolitischen Lage, wurde dieses Manövergebiet aufgehoben und ist in den Besitz des Verein Naturschutzpark zurückgegangen. Mit großem Maschinenaufwand wurde dieses Heide-Gebiet renaturiert. Heute sehen wir in der Behringer Heide eine gepflegte, durchgehende Heidefläche.

17 km - Oberharverbeck-Twieselmoor-Hengstberg-Behringen-Brunausee-Borstel in der Kuhle-Luhetal-Heidehotel Bispingen


Bispingen: Heidekastell  Iserhatsche - Das Neuschwanstein des Norden

Iserhatsche in Bispingen ist ein Jagdschloss der ganz besonderen Art. Eben mal nicht Heide-, nicht Vogel-, nicht Serengeti-Park. Iserhatsche ist ein Gemisch aus Vision und Wahnsinn, kreiert von Uwe Schulz Ebschbach. Auf seiner Visitenkarte steht als Berufsbezeichnung "Malermeister/Visionär".

Während andere Rentner nach einem langen Berufsleben die Ruhe suchen, baut Malermeister Uwe Schulz-Ebschbach im niedersächsischen Bispingen einen alten Landsitz als überregionale Attraktion aus.

30 Jahre lang führte er in Berlin ein kleines aber feines Malergeschäft, mit dem er schon immer wusste, wie er Publicity bekommt. So renovierte er Anfang der 90er-Jahre das prestigeträchtige Schloss Sanssouci für einen einzigen symbolträchtigen preußischen Taler (Sammlerwert damals ca. 1.500 D-Mark).

Iserhatsche und Landschaftspark

Den sprichwörtlichen Vogel abgeschossen aber hat er mit dem Erwerb seines Altersruhesitzes im niedersächsischen Bispingen, dem Jagdschloss Iserhatsche. Dieses wurde von 1913 bis 1914 im schwedischen Holzbaustil für den Königlich Preußischen Kommerzienrat Ernst Nölle erbaut. 1986 erwarb es Uwe Schulz-Ebschbach, der es seitdem zum „Neuschwanstein des Nordens“ aus- und umbaut. Dabei stand zunächst das eigentliche Jagdschloss auf dem Programm – 30 Zimmer mit einer Wohnfläche von 1.500 Quadratmetern – sein heutiges Zuhause. Als dies aber nach gut zehn Jahren abgeschlossen war, widmete er sich der Errichtung eines gigantischen künstlichen Berges – dem Montagnetto. Dabei verbaute er hunderte Perimeterdämmplatten. Skulpturen, Berge, ja ganze Landschaften formte er aus einer mineralischen Klebe- und Armierungsmasse und strich sie mit Fassadenfarbe an. Aber dem nicht genug: Im Berg, der unter anderem Deutschlands einzige „Fachwerkstatt für Keuschheitsgürtel“ und Deutschlands einziges „Standesamt mit Garantieschein“ beherbergt, verwendete er für ausgesprochen kunstvolle Wand-, Boden- und Deckenmalereien im „Sala del Monte“ ausschließlich Voll- und Abtönfarbe, die er im Bereich der Böden dreimal mit Klarsiegel versiegelte.

Öffnungszeiten:  Montag - Sonntag, Feiertage10:00 - 16:00 Uhr    Eintritt: 12,- €

10 km - Bispingen-Luhetal-Center Parks-Heidekastell Iserhatsche-Schulz-Ebschbach-Allee-Bispingen


Schneverdingen: Das Naturschutzgebiet Osterheide und sein Pietzmoor

Das Naturschutzgebiet Osterheide liegt östlich von Schneverdingen und grenzt mit seinen ausgedehnten Heideflächen an das Naturschutzgebiet rund um den Wilseder Berg. Die Osterheide ist eine der größten Heideflächen und hat mit dem angrenzenden Pietzmoor eine weitere Attraktion zu bieten. 

Die Landschaft ist sanft, oft ist nur das Blätterrauschen der zahlreichen Birken zu hören. Dunkelgrüne Wacholder stehen im wunderbaren Kontrast zu den lila Heideflächen. Die idyllische Fläche hat eine unerwartete Geschichte:

Die Osterheide entstand aus einem Truppenübungsgebiet, in dem 1994 der Übungsbetrieb eingestellt wurde. Der Verein Naturschutzpark e.V. übernahm die Rekultivierung des zerstörten Geländes. Mit viel Aufwand wurde so eine weiträumige Heidelandschaft mit eingestreuten Mooren, Waldinseln und Magerrasen geschaffen. Dabei wurde auch das Wegenetz für Wanderer und Radfahrer gut ausgebaut. Heute ist vom Truppenübungsplatz nichts mehr erkennbar, sodass man angesichts der beeindruckenden Natur der Osterheide deren Geschichte kaum glauben mag.

Holzwanderstege im Pitzmoor  und die  Heidelandschaft der Osterheide

Das Pietzmoor liegt am Südrand des Naturschutzgebietes Lüneburger Heide bei Schneverdingen und umfasst heute noch eine Fläche von ca. 2,5 km². Die Entstehung des Hochmoores wurde begünstigt durch die Muldenlage und durch wasserundurchlässige Tonschichten im Untergrund. Profiluntersuchungen, die 1975 durchgeführt wurden, ergaben, dass die maximale Torfmächtigkeit 7,50 Meter beträgt. 

Geht man von einem jährlichen Wachstum der torfbildenden Spagnen (Torfmoose) von etwa 1 Millimeter aus, dann beträgt das Alter des Pietzmoores knapp 8.000 Jahre. Dank erfolgreicher Renaturierung kann das Pietzmoor nun wieder wachsen und bleibt als "Geschichtsbuch der Natur" erhalten.

Wasserstellen im Pitzmoor

12 km Schneverdingen, Feriendorf-Pietzmoor-Osterheide-Barleber Kirchweg-Schaftrifft-Heidegarten-Alter Schafstall-Schneverdingen, Höpen


Timmerloh: Die Timmerloher und die Röders Heide

Die Timmerloher Heide ist ein kleines Heidegebiet in der Nähe von Soltau im Ort Timmerloh. Diese Heidefläche besticht durch ein leicht welliges Gelände mit gutem Heidebewuchs, Kiefern und Wacholdern und prärieartigem Gras. Diese Kombination sorgt für wunderbare Farbkontraste.

Die Röders Heide ist ein Teil des Naturschutzgebietes in der Nähe von Soltau, zwischen Timmerloh und Deimern. Die Röders Heide ist noch eine relativ unbekannte Heidefläche, etwas abseits der Touristenströme

13 km - Timmerloher Heide-Kreuzberg-Dörensberg-Röders Heide-Timmerloh


Oberhaverbeck: Der Wilseder Berg

Der  Wilseder Berg ist das Herz der Heide. Er ist das Zentrum der größten Heideflächen Europas, von hier aus hat man einen fantastischen Blick auf die weite, blühende Landschaft. Die Heideflächen erstrecken sich auf insgesamt 230 qkm. Bereits seit 1921 sind sie unter Schutz gestellt, weil sie auch Revier für seltene Tiere und Pflanzen geworden sind. Hier, auf dem mit 169 Metern höchsten Berg der norddeutschen Tiefebene, kann man bei klarer Sicht bis Hamburg schauen.

Die Heidschnucken Ilona und Hermi zu Besuch auf dem Wilseder Berg

15 km Oberharverbeck-Heidetal-Wilseder Berg-Wilsede-Panoramaweg am Toten- und Steingrund-Sellhorner Weg-Turmberg-Oberharverbeck