Mit dem Lutherpass in Mühlberg/Elbe unterwegs


Dieses touristische "Dokument" verbindet insgesamt acht Orte in der Region zwischen Elbe und Elster, dem "Zweistromland der Reformation" im Grenzgebiet der heutigen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.


Das Städtchen Mühlberg an der Elbe ist in Deutschland selbst unter Historikern vergleichsweise unbekannt. In Spanien hingegen kennt jedes Schulkind den Ort in Sachsen. Denn hier feierte der habsburgische Kaiser Karl V., zugleich König von Spanien, am 24. April 1547 den militärischen Sieg in der entscheidenden Schlacht des Schmalkaldischen Krieges. Der katholische Herrscher des Heiligen Römischen Reiches befand sich mit diesem Triumph auf dem Höhepunkt seiner politischen Macht. Bis heute kündet davon das prachtvolle Reiterporträt von Tizian im Madrider Prado, das Karl V. als kühn-entschlossenen Feldherrn zeigt.

An der Spitze eines katholischen Bündnisses besiegte der Kaiser in Mühlberg die Truppen des protestantischen Schmalkaldischen Bundes unter Führung des Landgrafen Philipp von Hessen und des ernestinisch-sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich, der in der Folge seine Kurwürde an den Albertiner Moritz von Sachsen verlor. Kaiser Karl V. glaubte, mit dem Sieg bei Mühlberg die Vormachtstellung des katholischen Glaubens im Reich für alle Zeit gesichert zu haben. Doch diese Annahme erwies sich als Trugschluss: Die protestantische Reformation ließ sich durch den militärischen Erfolg nicht mehr unterdrücken und breitete sich weiter aus.

Nach dem Wiener Kongeß 1815, mußte Sachsen sehr viele seiner nördlichen Gebiete als Verbündeter Napoleons an Preußen abtreten.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Mühlberg, das zuvor dem preußischen Regierungsbezirk Merseburg angehörte, Teil des neu gegründeten Landes Sachsen-Anhalt. In der DDR folgte im Rahmen der Verwaltungsreform von 1952 die Zuordnung zu dem Bezirk Cottbus. Der amtliche Name der Stadt lautete bis 1990 Mühlberg (Elbe). Als mit der Wiedervereinigung 1990 die Grenzen der neuen Bundesländer festgelegt wurden, kam Mühlberg mit einem großen Teil des Bezirks Cottbus zum Land Brandenburg. 1992 wurde Mühlberg in die Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ des Landes Brandenburg aufgenommen.

Die Klosterkirche Marienstern einst Bestandteil eines Zisterzienserinnenkloster

Das Kloster Marienstern (früher auch Güldenstern genannt) war ein Zisterzienserinnenkloster in der Stadt Mühlberg/Elbe im heutigen Bundesland Brandenburg. Seit 2000 versuchen Patres der Ordensgemeinschaft der Claretiner im Auftrag des Bischofs von MagdeburgGerhard Feige, das durch die Reformation im 16. Jahrhundert aufgelöste Kloster wiederzubeleben.

Die Klosterkirche mit ihrer prachtvollen Westfassade ist eine der beeindruckendsten Backsteinbauten in Deutschland und wurde in der Zeit von 1250 - 1350 errichtet. Um 1539 setzte sich im Gebiet des heutigen Elbe-Elster-Landes die Reformation durch. Wahrscheinlich 1542 erfolgte die Auflösung des Klosters. Der Landesherr übernahm dieses und setzte einen Verwalter ein. Bereits 1559 vertauschte er es an den Bischof Johann IX. zu Meißen. Dieser Handel wurde 1570 rückgängig gemacht. Zum Rittergut umgewandelt erhielten das frühere Kloster die Herren von Maltitz. Gegen 1662 wurde es Güldenstern genannt. In den folgenden Jahrhunderten war ein vielfacher Besitzerwechsel zu verzeichnen. Die Klostergebäude sind teils umgebaut, teils im 16. Jahrhundert nach der Auflösung des Klosters abgetragen worden. Aus dieser Zeit steht noch die alte Abtei (zukünftiges geistiges Zentrum), die neue Propstei (Stadtmuseum), das Hospiz und das Refektorium, sowie Mauerreste des ehemaligen Nonnenganges und das Herrenhaus. 

Zur Zeit leben zwei Pater im katholischen Pfarrhaus neben der alten zisterziensischen Klosterkirche von Mühlberg / Elbe. Sie gehören zur Ordensgemeinschaft der Claretiner. Diese Gemeinschaft wurde vor über 150 Jahren von Erzbischof Antonio M. Claret gegründet und ist in 63 Ländern der Erde vertreten.

Heute dient das Kloster als Ökumenisches Begegnungs- und Veranstaltungszentrum. Der Kreuzgang wurde in den letzten Jahren in moderner Gestalt wieder aufgebaut.

Blick an der alten Mauer des ehemaligen Nonnenganges zur Probstei und Stehlen zur Geschichte von Mühlberg

Die Propstei ist eines der am besten erhaltenen Wohnhäuser aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts im Elberaum. Mit seinen spätgotischen Maßwerkgiebeln wurde es um 1530 für Conrad Gundeloch erbaut. Der Propst des Mühlberger Klosters nutzte es als privates Wohnhaus. Der Ritter Sigismund Pflug, der das Haus 1554 kaufte, ließ einfacher gestaltete Anbauten mit Renaissancegiebeln anfügen. Innen blieben bemerkenswerte Reste einer vorreformatorischen Ausmalung erhalten. Die Wandbilder zeigen Heilige und biblische Szenen.

Seit 1926 wird die Propstei als Museum genutzt. Die neugestaltete Ausstellung widmet sich den Ereignissen der Reformation und der Schlacht bei Mühlberg 1547. Daneben wird die Stadtgeschichte sowie die Geschichte der beiden Lager Mühlberg thematisiert.

Das Stadtmuseum - ehemals Propstei des Kloster Marienstern 

Das Torhaus im ehemaligen Außenbereich des Klosters diente im Mittelalter auch als Gästehaus des Klosters, da diese nicht mit den Nonnen in Berührung kommen durften. Daher erhielt es auch die Bezeichnung als Hospiz. Das Torhaus geht in seiner heutigen Gestalt als zweistöckiges Haus mit Durchfahrt und Treppenturm auf den letzten Bischof von Meißen zurück, der 1559 Stadt, Amt und Kloster Mühlberg übernommen hat. Johann IX. von Haugwitz hat das Gebäude, das ihm bei seinen gelegentlichen Besuchen in Mühlberg als Residenz diente, im Stil der Renaissance umbauen und erweitern lassen.

Mühlberg besteht aus zwei Städten, die jahrhundertelang jeweils eigene Rechtsgemeinden bildeten. Die Altstadt in der Umgebung des Klosters entstand im 13. Jahrhundert als Gründung der Herren von Ileburg. Mittelpunkt ist der längliche Marktplatz vor der Klosterkirche. Ein Nebenarm der Elbe trennte die Altstadt von der im 14. Jahrhundert gegründeten Neustadt.

Dagegen wurde die Neustadt auf einer Elbinsel um 1300, vermutlich von den Herren von Pack errichtet. Zentraler Platz der Mühlberger Neustadt ist der Neustädter Markt. Er wird von dem Rathaus und der Neustädter Kirche (Frauenkirche) gesäumt. Typisch für das Stadtbild Mühlbergs sind zweigeschossige Bürgerhäuser, die die Straßen und Plätze einfassen und zum Teil noch aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammen.

Mühlberg an der Elbe, das Rathaus mit reich ornamentiertem Stufengiebel, links der wuchtige Turm der Frauenkirche

1543 wurde das Neustädter Rathaus errichtet. Der Bau ist mit imposanten Giebeln geschmückt. Der östliche Giebel folgt der spätgotischen Bautradition, sein reiches Maßwerkmuster lässt sich mit den Giebeln der Propstei und des Klosters vergleichen. Der westliche Giebel stürzte im 17. Jahrhundert ein und wurde in einfachen Formen ohne Maßwerk wieder aufgebaut. Das Rathaus ist noch heute Sitz der Stadtverwaltung mit der Bürgermeisterin an der Spitze.

Die Frauenkirche zu Mühlberg/Elbe

Die Frauenkirche war die Pfarrkirche der Neustadt. Das Kirchenschiff wurde von 1487 bis 1525 im gotischen Stil errrichtet. Über dem Portal befindet sich das Wappen des böhmischen Rittergeschlechts Berka von Duba, das Mühlberg von 1443 bis 1519 besessen hat. Seit 1540 ist die Frauenkirche die evangelische Stadtkirche.

Das Innere der Kirche wird von einer Holzdecke und einer Hufeisenempore geprägt. Die im Nordanbau befindliche Sakristei besitzt ein Kreuzgratgewölbe. Von hier aus ist über eine Außentreppe die einstige Ratsloge der Kirche zu erreichen.

Die Ausstattung stammt aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. In der Kirche ist ein Flügelaltar zu finden, welcher wohl obersächsischer Herkunft ist. Der inschriftlich aus dem Jahre 1578 stammende Altar wurde einst von einem Mühlberger Ratsherren gestiftet.

Bedeutsam ist der prächtige Renaissance-Altar des Dresdner Hofmalers Heinrich Göding von 1569, der ursprünglich für die Klosterkirche angefertigt wurde, heute aber in der Frauenkirche aufgestellt ist.

 

Die Frauenkirche besitz 5 Eingangstüren. Als ich daran klinkte, waren alle verschlossen. Super Schade dachte  ich, denn auf dem Markt stand ein Aufsteller, welcher die Holzaltäre in der Kirche anpries und die hätte ich so gern angesehen. Nun wollte ich ich mich schon Richtung Hafen trollen. Aber wie so oft, kommt Unverhofft. Gegenüber vom Rathaus befindet sich ein Ladengebäude und aus diesem Laden kam eine Frau und fragte mich, ob ich schon in der Kirche gewesen wäre. Nach dem sie nun erfuhr, das dort alles abgeschlossen sei gab sie mir einen folgenden Tipp: Auf der Rückseite von der Kirche sei das Pfarramt und ich sollte da mal klingen gehen. Na, ich gleich rüber und klingelingeling und siehe da mir wurde die Himmelspforte aufgetan und ich erhielt im Vertrauen den Schlüssel zur Kirche.

So lernte ich eine Frau, welche in Mühlberg Stadtführungen macht, mir noch vieles zur Geschichte von Mühlberg und den Altäre erzählte und die jetzige Pastorin von Mühlberg kennen. Vielen Dank an diese unerwartete Begegnung.

Im linken Bild das Hauptaltar der Kirche - wahrscheinlich Böhmischer Art. Im rechten Bild das Renaissance-Altar des Dresdner Hofmalers Heinrich Göding von 1569 - Leider liegt der Standort an der südlichen Chorwand in der Kirche in ganz schlechtem Lichtverhältnis.

Das Mühlberger Schloss - einst Wasserburg und slawische Befestigungsanlage

Das Schloss steht anstelle einer älteren Burg, die den Übergang über die Elbe sicherte und auf einen slawischen Vorgänger zurückgeht. 1272 ist die Burg als „castrum mulberch“ urkundlich bezeugt. Über einen gepflasterten Weg (einst gab es hier eine Zugbrücke) gelangt man zu einem Holztor, das den Eingang zum Schlosshof darstellt. Schlichte Renaissancegiebel und eine Sonnenuhr über dem Schlosshoftor schmücken das Bauwerk.

Wenige Jahre vor der Schlacht bei Mühlberg wurde der Herrensitz durch Herzog Moritz von Sachsen (1521-1553), der als Sieger der Schlacht die sächsische Kurwürde erwarb, in Formen der Renaissance zu einem Jagdschloss umgebaut. Es entstand eine Vierflügelanlage mit imposanten Volutengiebeln. Das Mühlberger Schloss war lange Zeit der Verwaltungssitz des Amtes Mühlberg. Auch nach dem Übergang an Preußen waren hier Behörden untergebracht. Heute befindet sich das Schloss in Privatbesitz, steht aber leer.

So ging ein schöner und interessanter Tag zu Ende und nur die Wurst hatte zwei ... 🙃

Ursprünglich wollte ich am Hafen bissel Rumwandern, bekam aber die Richtung nicht auf de Reihe. Da tauchte ein Walking Paar auf, ich also ran zum Fragen. Der Mann erzählten mir auch wo's langgeht, wollte mir aber noch was gutes tun: "Hier hat noch/jetzt alles geschlossen, aber am Roßmarkt ist ein Imbiss offen und da gibt es auch eine Schlächterei." So wurde aus der Wasserwanderung ein Pferdegalopp. Die Bockwurst musste noch zum Abendbrot dran glauben und den Gulasch gibt es am Sonntag. 

Wieder am Busbahnhof angekommen wartete ich auf den 565 nach Bad Liebenwerda. Als der Bus ankam, da stieg der Busfahrer, mit welchem ich am frühen Mittag nach Mühlberg gefahren war, aus und sagte feixend zu mir: "So ist das, wenn man an den Arsch der Welt fährt ..." 😂

Aber nach meinem Exkurs, konnte Frau ihm nun sagen, das Mühlberg für mich verkehrsgünstig und nicht am "Arsch der Welt" liegt und ich hier einen interessanten Tag hatte! Denn wo im Osten gibt es sonst noch gut erhalte Klosterbauten aus dem Mittelalter?

Öffentlich ist Mühlberg/Elbe von Leipzig am günstigsten über Zug bis Bad Liebwerda (Stunde + 12 Minuten) und von dort mit dem Linienbus 565 (30 Minuten) - zum Teil  im Stundentakt - zu erreichen.

Liniensteckbrief 565 - VerkehrsManagement Elbe-Elster (verkehrsmanagement-elbeelster.de)


Quellenangabe: Text und Bild sind zum Teil Auszüge aus Wikipedia und Internet