Der Elstermühlgraben (Leipzig)

Veröffentlicht am 16. März 2021 um 12:24

Der Elstermühlgraben ist ein etwa 4000 Meter langer, heute teilweise unterirdisch verlaufender Mühlkanal auf dem Stadtgebiet von Leipzig, der als künstlicher Nebenarm der Weißen Elster seit etwa 1000 Jahren existiert.

In seinem heutigen, mehrfach korrigierten Verlauf entsteht der Elstermühlgraben als rechter Nebenarm des Elsterflutbetts, kurz bevor dieses die von links kommende Weiße Elster aufnimmt und am Palmengartenwehr in das Elsterbecken einmündet. Er zieht zunächst in nordöstlicher Richtung auf das Stadtzentrum zu, davon etwa die Hälfte der Strecke unterirdisch, bildet dann auf Höhe des Ranstädter Steinweges (den er unterquert) ein Knie und fließt weiter in nordwestlicher Richtung zwischen Waldstraßenviertel und Rosental zurück auf die Weiße Elster zu, um schließlich wieder in sie einzumünden. Der nördliche Teil des Mühlgrabens vollzieht das Bett der alten Elster nach.

Einmündung des Elstermühlgrabens in die Weiße Elster am Klärwerk im Rosental

Geschichte

Im 12. Jahrhundert[6] wurde der Elstermühlgraben zur Regulierung der regelmäßigen Frühjahrshochwasser und zum Betrieb von Mühlen angelegt. Diese waren zum Teil bis in das späte 19. Jahrhundert noch erhalten und in Nutzung (wie zum Beispiel die 1878 abgebrochene Angermühle). Seit dem frühen 13. Jahrhundert ist eine Siedlung am Ufer des Mühlgrabens belegt. Bis zur starken Expansion Leipzigs um 1850 lag der Kanal vollständig außerhalb der eigentlichen Stadt. Im Zuge des Ausbaus des Ranstädter Steinwegs wurde der Mühlgraben in diesem Bereich im Jahr 1878 überwölbt. Im 20. Jahrhundert verschmutzten die Leipziger Flüsse durch Abwassereinleitung sehr stark und wurden in ihren innerstädtischen Verläufen weitgehend überwölbt oder verrohrt, so um 1960 auch der Elstermühlgraben. Nach der Wende hat sich die Wasserqualität spürbar gebessert, deshalb wird seit 2004 der ehemals fast 1000 Meter lange unterirdische Abschnitt des Mühlgrabens etappenweise zur Renaturierung und zur Verbesserung der Wohn- und Freizeitqualität und des Hochwasserschutzes wieder offengelegt.

Der erste Bauabschnitt der Öffnung des Elstermühlgrabens von Thomasiusstraße bis zur Angermühlbrücke wurde im September 2007 beendet, der zweite Bauabschnitt zwischen der Schreberbrücke und der Friedrich-Ebert-Straße im August 2010. Seit September 2013 wird am dritten Bauabschnitt gearbeitet.[7] Am 21. Mai 2015 wurde der erste Teilbauabschnitt (3.3) entlang der Carl-Maria-von-Weber-Straße eingeweiht.[8] Nach zwischenzeitlichen Verzögerungen im Bauablauf ist nun auch der Abschnitt zwischen Thomasius- und Lessingstraße wieder freigelegt.[9][10] Es verbleibt noch das letzte Teilstück von der Elsterstraße bis zur Lessingstraße, dessen Offenlegung bis 2023 abgeschlossen sein soll.

Am Elstermühlgraben wurde im April 2014 neben dem Schreberbad der Leipziger Stadthafen für touristische und Sportboote eingeweiht. Die Metallplastik von Rainer Henze „Die Woge - 100 Jahre DLRG“ am Stadthafen erinnert an die DLRG-Gründung im Jahr 1913 in Leipzig.

https://de.wikipedia.org/wiki/Elsterm%C3%BChlgraben_(Leipzig)#

Das letzte Stück Elstermühlgraben soll 17 Millionen Euro kosten

Am Dienstag, 11. Juni, wurde nach zweieinhalbjähriger Bauzeit nicht nur der neue Abschnitt des Elstermühlgrabens zwischen Lessing- und Thomasiusstraße eröffnet. Es gab auch die ersten Zahlen zum letzten Kanalstück, das jetzt noch fehlt, damit bis 2023 der komplette Elstermühlgraben wieder freiliegt.

Oberbürgermeister Burkhard Jung und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer erzählten den Gästen der Eröffnung noch ein bisschen was zu Hochwasserschutz und zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie.

„Lebensqualität, Renaturierung und Hochwasserschutz sind die Argumente für das große Projekt Elstermühlgraben“, meinte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung. „Seit 2004 holen wir etappenweise den ehemals fast 1.000 Meter langen, unterirdisch verlaufenden Abschnitt des über 800 Jahre alten Elstermühlgrabens ans Tageslicht zurück. Wasser gibt einer Stadt ein ganz besonderes Flair, es bringt Abwechslung zwischen die Häuser und Straßen, es ist eine sprichwörtliche Erfrischung im Stadtbild. Den Anwohnern können wir als Stadtverwaltung nicht genug danken. Ohne deren Geduld und Verständnis für diese lang andauernde Baumaßnahme mit den belastenden Umständen wäre die neugewonnene Attraktivität inmitten der Stadt nicht realisierbar gewesen.“

Die Kosten für das Projekt Elstermühlgraben

Die Gesamtmaßnahme wird seit Baustart im Jahr 2004 durch den Freistaat unterstützt. Seitdem flossen für die Bauabschnitte vom Stadthafen zur Elsterstraße und von der Lessingstraße zum Naturkundemuseum knapp 5,64 Millionen Euro über das Förderprogramm „FRGH“ (Förderrichtlinie Gewässer/Hochwasserschutz), insgesamt sogar rund 13,7 Millionen Euro aus den Fördermittelprogrammen des Freistaates.

Und jetzt konkretisiert sich auch, was das letzte fehlende Teilstück noch kosten wird: Auch am noch folgenden Bauabschnitt von der Elsterstraße zur Lessingstraße für rund 17 Millionen Euro wird sich der Freistaat beteiligen.

Hier am Poniatowskiplan soll das letzte Stück Elstermühlgraben freigelegt werden. Foto: Ralf Julke

Speziell für den eröffneten rund 85 Meter langen und 7,5 Meter breiten Abschnitt zwischen Lessing- und Thomasiusstraße plus Funkenburgbrücke wurden insgesamt rund 6,64 Millionen Euro investiert. Hierfür wurden der Stadt Leipzig insgesamt rund 4,04 Mio. Euro über die Förderprogramme „FRGH“ (Förderrichtlinie Gewässer/Hochwasserschutz) und „Brücken in die Zukunft“ bereitgestellt.

Zur Uferbefestigung für das neue Flussbett wurden rund zwölf Meter tiefe Stahlbetonpfähle eingebracht und anschließend ein Erdaushub von etwa 6.300 Kubikmeter vorgenommen. Danach wurde eine 1,50 Meter starke Betonsohle eingebaut und mit Wasserbausteinen abgedeckt. Die Uferwände sind mit Naturstein verkleidet. Weiterhin wurden Halbinseln eingebaut und schwimmende Baumstämme an versetzt angeordneten Gabionen befestigt. Die Treppe zum Elstermühlgraben ist angelehnt an die typischen Zugangstreppen der historischen Leipziger Mühlgräben. Der Wasserstand beträgt circa 1,20 Meter bei einem Durchfluss von 2 Kubikmeter pro Sekunde.

Die Funkenburgbrücke ist eine Einfeldbrücke aus Stahlbeton. Das Geländer und die Beleuchtung entsprechen nun dem Gestaltungskonzept für alle Mühlgräben Leipzigs. Der Stich Thomasiusstraße 2 bis 2c wurde auf eine Länge von 60 Meter bei einer Breite von 7,50 Meter grundhaft ausgebaut. Der Rad-/Gehwegsteg wurde am Gebäude Lessingstraße 24 mittels rutschfesten Bohlenbelag über dem Elstermühlgraben als Teil des künftigen Wegs vom Stadthafen zum Ranstädter Steinweg errichtet. Neugestaltet wurde auch der an die Thomasiusstraße 6 angrenzende Quartiersplatz. Neue Bäume, Gehölze, zwei Bänke mit Papierkorb und eine sich über den gesamten Platz erstreckende Schlangenintarsie (Steinlegearbeit) als künstlerisches Element sorgen für eine hohe Aufenthaltsqualität.

Das Projekt Elstermühlgraben im I. und II. Bauabschnitt

Der Elstermühlgraben zwischen Lessingstraße und Ranstädter Steinweg wurde zu Beginn der 1960er Jahre mittels eines Betonrohres mit einem Innendurchmesser von 1,50 Meter verrohrt und anschließend verfüllt. Damit wurde eine minimale Fließwassermenge in den unverfüllten Abschnitten des Elstermühlgrabens gewährleistet. Seit 2004 wird der Elstermühlgraben wiedergeöffnet. Fertiggestellt sind die Abschnitte zwischen Stadthafen und Elsterstraße und parallel zum Ranstädter Steinweg bis zum Naturkundemuseum.

Das Offenlegen des gesamten Grabens soll Ende 2023 abgeschlossen sein. Dafür werden in den kommenden Jahren der Ersatzneubau der Elster- und Poniatowskibrücke, der dazwischenliegende Wasserbau, die Ertüchtigung des Angerwehres und die Vervollständigung der Steganlagen folgen.

Und damit kommt man zu den Lieblingsprojekten des Leipziger Umweltbürgermeisters: Damit wird die Voraussetzung geschaffen, den sogenannten wassertouristischen Kurs 3 vom Stadthafen Leipzig zum Auensee und weiter Richtung Halle in Betrieb zu nehmen. Leipzigs Umweltvereine bezweifeln zwar stark, dass dieser Kurs durch die naturbelassenen Teile von Elstermühlgraben und Weißer Elster jemals Sinn machen wird. Aber augenscheinlich traut sich im Stadtrat niemand zu sagen, dass das WTNK in vielen Teilen nicht nur gegen Naturschutzgüter verstößt, sondern auch in großen Teilen schlicht nicht umsetzbar ist.

https://www.l-iz.de/politik/brennpunkt/2019/06/Das-letzte-Stueck-Elstermuehlgraben-soll-17-Millionen-Euro-kosten-280034


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